Behandlungserfolg?!
28. Okotber 2020
Warum läuft das Tier nicht besser nach der Behandlung? Der Therapeut war da und es tut sich augenscheinlich absolut nichts? Man hat viel Geld investiert, aber leider nicht die gewünschten Ergebnisse? Woran es liegt und was alles die Behandlung beeinflusst, erkläre ich im folgenden Beitrag.
Die folgende Situation kennen die meisten. Therapeut kommt zum Tier, Probleme werden besprochen, Therapeut erklärt woran es liegen könnte, Ganganalyse wird gemacht und nun wird losgelegt. Strukturen werden behandelt, Behandlungsplan für die nächsten Wochen besprochen und Hausaufgaben werden mit auf den Weg gegeben. Jetzt gibt es drei Möglichkeiten. Die erste ist absoluter Erfolg. Das Tier läuft deutlich besser, zeigt kaum bis keine Probleme und man muss nur noch einmal vorbei kommen. So sieht der Idealfall aus und zeigt sich meist bei akuten Störungen beispielsweise Stauchungen oder Prellungen. Bei Möglichkeit Nummer zwei, muss der Therapeut nochmal 3-10 mal kommen, um entweder die Gelenke nach zujustieren oder auch die Heilung nochmals deutlicher zu unterstützen. Solche Fälle sind Bänderverletzungen, offene Wunden, Tiere mit muskulären Funktionsstörungen oder auch nach Operationen. Sogenannte Reha-Fälle. Diese brauchen eine längere Betreuung, da der Körper seine Zeit zur Heilung braucht.
Der dritte und auch gefürchteste Teil, ist das Rezidiv. Ein Rückfall vereinfacht ausgedrückt. Man arbeitet viele Termine an einem Tier und es gibt einfach keine positiven Ergebnisse. Die Lahmheit ist nicht in den Griff zubekommen oder wird sogar noch schlimmer. Das kann viele Ursachen haben. Entweder hat man die Ursache noch nicht gefunden oder der Körper braucht für die Heilung, länger als gedacht. Solche Fälle kommen häufig vor und werden oft unterschätzt. Wir trainieren uns heutzutage leider unsere Geduld ab. Die Industrie lebt es uns vor. Schnellere Technik wohin man schaut. Wenn man mal länger als 3 Sekunden warten muss, ist gleich das Gerät schlecht. Allerdings darf man eine grundlegende Sache nicht vergessen, der Körper ist ein lebender Organismus! Es ist ein Wunderwerk der Natur. Nerven, Blutbahnen und ein Herz das von alleine schlägt. Dieser Organismus hat seinen eigenen Rhythmus und lässt sich schwer beeinflussen. Natürlich kann die heutige Technik helfen, eine optimale Heilung zu erreichen. Dennoch kann sie noch kein ganzes System ersetzen. Egal ob Neurostim, Bemer-Vet, PowerTwin Laser oder auch spezieller Futterzusatz. Der Körper muss das alles ersteinmal annehmen und verarbeiten. Ich erlebe viel zu häufig, dass die Besitzer mit scharrenden Füßen hinter den Therapeuten stehen und nur auf das Wunder warten. Drei Jahre schlecht gelaufen und bitte mit einmal behandlen wieder störungsfrei bitte. Das funktioniert so leider nicht.
Eine Sache ist glasklar. Therapie kostet Geld und das oft nicht wenig. Denn wenn ein Hund oder Pferd (Kompensationskünstler!) erst einmal die Beschwerde zeigen, brodelt es schon lange unter der Oberfläche. Dementsprechend muss der Therapeut die Kausalkette rückwärts gehen. Eine Kausalkette ist eine Reihenfolge in der man die wichtigsten Zusammenhänge nach dem Prinzip Ursache – Wirkung ordnet. Wenn der Körper beispielsweise eine Funktionsstörung in der linken Beckenseite aufweist, wird kompensatorisch das Gewicht erstmal auf die rechte Beckenseite geschoben. Wenn diese ermüdet, wird ein Teil des Gewichts nach vorne rechts verlagert und so läuft ein ganzer Kreislauf an Problemverschiebungen ab. Diesen Kreislauf muss man als Therapeut durchbrechen, da es sonst eine ganze Reihe an Kompensationen zu beheben gibt. Hier kommt auch die Ansicht her, je früher ein Problem entdeckt wird, desto besser kann man helfen. Und genau hier arbeite ich gerne mit Kollegen zusammen. Tierarzt, Tierheilpraktiker, Hufschmied, Sattler etc. Oft liegt es nicht nur am Tier, sondern am Mensch und sein Umgang mit dem Tier. Oft machen sich Patientenbesitzer nicht klar, wo das ursprüngliche Problem herkommt. Falsches Halsband, Geschirr, Sattel, Zaumzeug oder auch falscher Beschlag. Die Tiere werden in vielen Fällen falsch oder zu wenig bewegt. Allerdings gibt es wie in allem im Leben auch das Gegenteil. Da wird das Pferd sieben mal die Woche trainiert und man wundert sich warum es immer schlechter wird.
Worauf ich hinaus möchte: Es gibt so viele Faktoren die den Behandlungserfolg beeinflussen! Wurde die Ursache behandelt? Oder war es doch nur eine Symptombehandlung? Die Erwartungshaltung des Tierbesitzers, der Therapeut mit seinem Wissen und seinen Möglichkeiten, die Arbeitsbereitschaft für Hausaufgaben, Bereitschaft etwas zu ändern, die Haltung des Tieres und dessen Fütterung. Die innere Einstellung!
Es gibt viele Fälle in denen es jahrelang nur Symptombehandlung gegeben hat, aber die Ursache bleibt unentdeckt. In solchen Fällen muss man sich fragen ob es wirklich besser wird oder man vielleicht doch mal hinterfragt werden sollte, warum es beispielsweise nur drei Wochen hält und man dann ein Rezidiv erfährt. Wie viele Blockaden werden bei Hunden und Pferden behoben und man schaut danach nicht, was man dagegen tun könnte, dass sie nicht wieder kommen? Natürlich kann man nicht alle Blockaden auf Dauer beheben. Sobald der Körper nur ein kleines Stück aus seinem Normzustand hinausragt, stellen sich Blockaden ein. Aber warum nicht die Ursache suchen. Ein Hund der ständig zieht und Atemprobleme hat, sollte vielleicht ein Geschirr tragen und die Hundeschule besuchen. Ein Pferd, dass schon beim Sattelgurt die Ohren anlegt, hat ein Problem mit seinen Organbändern durch einen falschen Sattel. Das wird dann auch nicht mit einem neuen Sattel besser, solange die Ursache nicht behoben wird. Viele Behandlungen ohne Erfolg, so etwas treibt einen in die Verzweiflung und aus diesen Gründen möchte ich dir helfen und schreibe diesen Beitrag.
Woran merkst du also, dass du dich in einer Spirale der endlos Behandlungen befindest?
Als erster immer hinterfragen ob das Ursprungsproblem gefunden wurde. Ein kleinen Bericht vom Therapeuten schreiben lassen: Was wurde behandelt, wie wurde es behandelt und wurde es besser? Ist das Ursachenbild so extrem, dass das Tier dauerhafte Behandlungen braucht? Beispielsweise degenerative Erkrankungen: Hier wird es immer Behandlungen brauchen, wenn man möchte, dass das Tier schmerzlos/-arm durchs Lebens kommt. Kleiner Hinweis an dieser Stelle: Bei degenerativen Erkrankungen, kann es vorkommen, dass sich die optimale Behandlung, je nach Zustand des Körpers verschiebt. Beispielsweise vom Blutegeln zum Lasern und anderstherum. Natürlich darf man auch den Therapeuten hinterfragen, aber in einem normalen Maß. Oft wird man dann gefragt, warum das Problem was seit drei Jahren besteht nicht nach zwei Behandlungen weg ist. Da bin ich meistens erstmal kurz sprachlos. Wenn ich bei meinem Mann in der Praxis sehe, wie sich die Leute wochenlang nach einem Muskelfaserriss quälen und ich soll ihn bei einem Tier nach 3 Behandlungen wegbekommen? Ein wenig mehr Verständniss für Tier und Körper wären an dieser Stelle schön. Ich kann die Skepsis durchaus verstehen, aber oft hilft es einfach, sich bewusst zu machen, welche Probleme der Körper mit seinem aktuellen Probleme bekämpfen muss.
Wurden den Anweisungen von Therapeut, Tierarzt, Tierheilpraktiker etc. befolgt und ausgeübt? Wenn sich der Trainingszustand nicht verändert, ändert sich auch meistens auch das Problem nicht. Wenn ich als kleines Beispiel einen zurückgebildeten Muskel nach Bänderverletzungen auffinde, muss der entsprechende Muskel aufgebaut werden, da der Körper sonst immer an dieser Stelle anfällig ist. Ich weiß das es schwierig ist, nach einem langen Arbeitstag nach Hause zu kommen und dann auch noch Übungen mit seinem Hund oder im Stall mit seinem Pferd zu erledigen. Sollte es aber irgnoriert werden, wird das Problem auch nicht besser. Natürlich komme ich auch vier mal die Woche zum Training vorbei, aber das ist nicht Sinn der Sache. Vorallem freuen sich die Tiere über Zeit mit Ihnen und machen oft gerne mit.
Die beiden oben genannten Faktoren sind die häufigsten Ursachen, warum es manchmal in der Therapie nicht vorran geht. Und der dritte Faktor ist die Zeit. Viele Probleme brauchen einfach Zeit! Versteh mich nicht falsch, damit meine ich nicht viele Therapiesitzungen, sondern die Heilungszeit während solcher Krankheitsgeschichten. Wir wollen heutzutage zu viel, zu schnell und zu hoch. Lasst den Tieren Zeit und stell deine Bedürfnisse ein wenig zurück. Dein Tier wird es dir mit 100% Liebe auf seine Weise zurückgeben.
Ein noch ganz entscheidener Faktor bist du selbst. Grade in der Reha-Zeit. Die Tiere kämpfen mit sich wieder auf die Beine zukommen. Sie machen sich vielleicht nicht so ausführlich wie unser eins Gedanken, aber sie empfinden gleich. Sie sind gefrustet, da sie nicht laufen und toben können wie immer. Oft kommt auch ein gewisses Maß an Gereiztheit dazu. Das ist deprimierent und nicht grade motiovierend. Dabei bist du der Faktor auf das sich dein Tier in der „schweren Zeit“ verlässt. Es braucht Motivation und keine negativen Einflüsse. Nicht alle Tiere sind gleich, wie wir ja auch. Aber es strengt sie genauso an wie uns und es gibt eine Menge sichtbare Parallenen in der Zeit der Heilung.
Die Welt ist in vielen Dingen überfordert, aber oft neigt man dazu den einfachen Weg zu nehmen, obwohl der „richtige, anstrengende Weg“ zum erhofften Ziel führt.
Ich hoffe ich konnte dir und deinem Tier ein Stück weiterhelfen. Viele Grüße Magda