Meditation

06. Oktober 2020

Die innere Ruhe, die Ausgeglichenheit und auch den inneren Fokus zu bewahren ist nicht gerade einfach in unserer aktuellen Welt. Eines ist schon vielen Tiertrainern, Therapeuten und auch Tierhaltern klar: Der Zustand des Tieres (körperlich als auch seelisch), hängt unmittelbar mit dem Zustand des Menschen ab, der sich um die entsprechenden Tiere kümmert. Tiere sind unser direkter Spiegel.

 

Ich möchte euch mit diesem Blogbeitrag erzählen, warum Meditieren gerade für Tierhalter so imens wichtig ist und was Meditation eigentlich genau bedeutet. Ich beginne einfach mal mit dem wichtigsten Punkt: Was ist Meditation genau? Meditieren hat rein gar nichts mit Esoterik und komischen Zaubersprüchen zu tun. Es ist ganz simpel gesagt eine sehr gute Konzentrationsübung! Man kommt zur Ruhe, fährt den eignen Körper mal richtig runter und hat Zeit für sich. Aber was hat das jetzt genau mit den Tieren zu tun? Ich möchte mal erklären, was nachweislich im Körper passiert, wenn wir uns so intensiv auf uns konzentrieren:

 

Also wie gesagt es ist eine Konzentrationsübung, dass bedeutet die Hauptarbeit findet in unseren Köpfen statt. Quasi ein Fitnessprogramm für Geist und Seele. Die Uni Yale hat nachgewiesen, dass durch das Meditieren unsere Gedanken viel weniger wandern. Also weniger Gedankenabschweifungen, wie sie viele von uns kennen. Sich auf eine Sache konzentrieren und nicht vier Dinge gleichzeit gedanklich erledigen wollen. Die Harvard Uni hat eine Studie veröffentlicht, in der nachgewiesen ist, dass durch das meditieren die Konzentration der grauen Substanz in unserem Gehirn zunimmt. Somit kann sich der Mensch besser konzentrieren. Beim meditieren produziert der Körper nachweislich Serotonin, ein Glückshormon. Einfach sitzen, nichts tun und glücklich sein? Das scheint möglich zu sein 😉 Darüber hinaus setzt der Körper schmerzlindernde Endorphine und Melatonin frei. Der Schmerz wird anderst war genommen. Und eine der besten Einflüsse des Meditierens: Unser Mandelkern im Gehirn (Corpus amygdaloideum) wird in messbaren Bereichen positiv beeinflusst. Dieser Teil unseres Gehirns ist für Furcht und Angst zuständig, im Umkehrschluss bedeutet es, dass wir unsere Ängste mit meditieren beeinflussen können.

 

 

Viele Meditierende berichten auch vom Stressabbau, die Stressanfälligkeit ansich sinkt, mehr innere Ruhe und Ausgeglichenheit, fokussierteres Denken, Entspannung, besserer mentaler Zustand, Senkung von Depressionen und Angstzuständen, stärkeres Immunsystem und stabileres Herz-Kreislaufsystem.

 

Wo sind also die Zusammenhänge zu unseren Tieren? Je ruhiger der Mensch, desto ruhiger kann das Tier werden. Eine Tatsache,die sehr oft in unseren Köpfen kreist, ist bereits seit langer Zeit bekannt: Unser Ego und unsere Gefühle haben in Training und Umgang mit den Tieren nichts verloren. Diese beeinflussen zunehmend negativ unsere Arbeit mit den Tieren. Ein paar kleine Beispiele um es zu verdeutlichen: „Wetteifern“ wer besser ist, das Tier zu Tätigkeiten drängen (zu dem es nicht bereit ist), weil man es sich selbst beweisen muss oder dem Tier gegenüber unfair handeln, da man von irgendetwas frustriert ist.

 

Wenn man sich aber jetzt mal überlegt, wie besonnen man mit einem Tier umgehen könnte, wenn die eigene Welt unsere Tiere nicht mehr beeinflussen würde? Ohne Gedankenkarusell ins Tunier, einfach durchreiten ohne sich Gedanken zu machen, was davor war und danach ist? Vollkommen fokussiert mit dem Hund durch das Agilitytunier, dass auf einmal viel besser klappt als früher? Oder auf der Koppel glücklich sein, dass das Tier mit massiven Traumen nicht ausflippt, weil man wieder gedankenverloren Handlungen tut, die das Trauma wieder auslösen. Genau so beeinflussen wir unsere Tiere. Also muss der Mensch erst seine Gedankenwelt bearbeiten und Klarheit schaffen, bevor man es vom Tier erwartet. Wenn ich mich zum meditieren auf den Boden setze kommt Spike automatisch zu mir her. Er genießt jede Sekunde mit und fährt genau so gut runter. Ich bin fest der Meinung, dass er genau spürt, wann ich mich zu ihm „zum kuscheln“ setze oder zum meditieren. Mit Pferden ist es übrigends das Gleiche! Einfach mal tief durchatmen und im stehen anfangen. Beobachtet mal die Herdendynamik. Die meisten der Herden gehen immer direkt in die Resonanz und genießen mit. Völlige Ruhe trägt enorm zur Heilung bei.

 

Also wie funktioniert meditieren genau? Im Prinzip ist es ein zu Ruhe kommen. Einen stillen Ort suchen, an dem einen keiner stört oder unterbricht. Das ist der wichtigste Punkt! Ruhe. Ruhe im Außen bringt Ruhe im Inneren. Natürlich muss man auch lernen während der Ruhe einige Dinge herzlich zu ignorieren: Türklingeln, das Handy (am besten ist der Flugmodus), der Nachbar der sich wieder viel zu laut unterhält oder auch eine Bahn die am Haus vorbei fährt. Solche Dinge reißen einen erstmal raus und man ärgert sich. Hier gilt es einfach cool zu bleiben. Keinem hilft Ärger, nicht dem Körper und nicht dem Geist. Ärger in so einer Situation ist schlicht Enttäuschung, dass man es nicht ignorieren konnte. Also nicht ärgern, einfach weitermachen. Anfangs ist es meist erstmal schwer, sich auf das eigene Innere zu konzentrieren, so viele Gedanken, so viele To do`s die sich melden.

 

 

Und genau hier setzt die Meditation an. Erst einmal ist das wie aufräumen, wahrnehmen was im eigenen Kopf so passiert und auch einfach mal selbst beobachten, was uns bewegt. Wenn man sich in die Ruhe einer Meditation begibt, tauchen Gedanken auf die man kennt, die einem bewusst sind. Aber auch Dinge die das Unterbewusstsein beeinflussen. Durch regelmäßiges meditieren, gehen diese Gedanken nicht weg, sie werden aber viel leiser und ruhiger. Manche Gedankenmuster verschwinden bei gezieltem Nachfragen und manche bleiben, da sie aus irgendwelchen Gründen verankert sind. Trauma bedingte Gedanken beispielsweise,werden nie vollständig gehen, sie werden aber schwächer, da man sich in der Meditation damit auseinander setzen kann.

 

Aber was soll man jetzt genau machen? Das kommt darauf an was man mit meditieren erreichen möchte: Sucht man innere Ruhe, kann man ähnlich wie bei einem autogenen Training sich einen ruhigen Ort in Gedanken vorstellen. In diesem Moment wird alles andere radikal ausgeblendet. Das ist für den Anfang für viele erst einmal sehr schwer. Deshalb rate ich für die ersten Male zum aufräumen. Sich beispielsweise in einem Schneidersitz niederlassen und sich in Gedanken ehrlich! fragen, was einem aktuell alles Stress bereitet. Alles einmal aufrufen und sich fragen, ob man daran nicht etwas ändern kann. Und hier reichen fünf bis zehn Minuten für den Anfang. Wenn hier Gefühle hochkommen, ist das völlig normal. Deshalb der ruhige Ort, einfach mal Zeit für sich! Geübte schaffen das bis zu sechs bis acht Stunden. Da reden wir aber von Mönchen…

 

Es gibt verschiedene Varianten von Meditationen. Zum einen die aktive Meditation, beispielsweise bewusst gehen oder die passive Meditation, im sitzen,knien oder liegen. Dann gibt es die geführten Meditationen, in dem ein anderer Mensch einem erzählt was man machen kann, oder man überlegt sich selbst, über was man gerade meditieren möchte. Zum einen kann man sich in völlige Ruhe versetzen oder gezielt gedanklich an etwas arbeiten. Dem Meditieren sind kaum Grenzen gesetzt.

 

 

Nun gibt es anfänglich natürlich ein paar Hindernisse, die einen erstmal frustrieren. Woran kann es also liegen, wenn es mit dem meditieren nicht funktioniert? Als erstes und wichtigstens ist die Ruhe. Hat man keinen ruhigen Ort oder muss in 10 Minuten los, hat das Meditieren schon von vorne herein keinen Sinn. Stress, Handy und Konzentration, diese drei Faktoren sind die häufigsten Punkte warum eine Meditation nicht funktioniert. Wenn man gestresst ist hilft nur noch tief durchatmen, am besten tief in den Bauch für viele Atemzüge. Das liebe Handy, einfach Flugmodus oder ganz aus. Wenn man erreichbar bleiben muss, sucht man sich entweder eine ruhige Zeit in der man weiß, das es kaum klingelt oder macht es am Abend, wenn theoretisch keiner mehr etwas von einem möchte. Die Konzentration ist am Anfang immer etwas schwer, es dauert bis man die Konzentration so weit hat, dass man sich beispielsweise zwei Stunden auf sich selbst konzentrieren kann. Anfangs prasseln alle Gedanken ungefiltert in den Kopf, dass ist zu Beginn sehr schwer zu händeln.

 

Es wird mit der Zeit besser, man weiß was man ausblenden kann und bleibt fokusiert. Wie gesagt es ist eine Konzentrationsübung. Ein wichtiger Tipp zum Ende. Wenn alles nichts hilft, hilft atmen. Klingt seltsam, ist aber ein sehr wichtiger Anker. Die aller einfachste Übung, ist sich auf den Atem zu konzentrieren. Nur ein und ausatmen. Nicht mehr und nicht weniger, dabei jeden Gedanken der aufkommt einfach ziehen lassen und nicht zu Ende denken wollen. Zugegeben es klingt alles erstmal sehr seltsam, der Großteil ist wissenschaftlich erwiesen und die Studien im Internet zu finden.

 

Dennoch betreue ich auch Sportler und diese geben ein sehr erstaunliches Feedback zum meditieren. Mehr Fokus im Tunier, kaum einen Patzer, den Parcours genau im Kopf und auch die Tiere merken den Unterschied deutlich. Die Hilfen werden viel genauer gegeben, kaum eine Irritation von Mensch zu Tier. Der Mensch hat ein hervorragendes Talent sich in seinen Gedanken zu verstricken und auch zu verlieren. Ein Beispiel sind alte Traumata wie Stürze vom Pferd, als Kind von einem Hund gebissen worden oder auch einen schweren Unfall mit einem Tier gehabt. Solche Gedanken begleiten uns ein lebenlang und beeinflussen (unbehandeltes Trauma) nachhaltig negativ. Hier hilft die Meditation!

 

 

Hier kommen noch zwei Kurzanleitungen zum meditieren: Einmal eine einfache Gedankenreise in den Wald und eine Anleitung für große Momente in denen Fokus gefragt ist.

 

Ab in den Wald:

 

Suche dir einen ruhigen Ort. Setze dich in den Scheidersitz oder ein anderen für dich bequemen Sitz. Wenn dein Rücken nicht stabil ist, lehne dich gerne an eine Wand. Es darf so richtig gemütlich sein. Falls dir der Boden zu hart ist, hole dir kurz ein Kissen oder eine Decke und setze dich darauf. Für die Frostnasen unter uns, holt gerne noch einen Pullover. Der Kreislauf fährt hier meist ordentlich runter. Also schließe deine Augen. Alle Gedanken die gerade in deinem Kopf unterwegs sind, lässt du fließen. Falls du Bedenken hast, etwas zu vergessen, schreibe es kurz auf. Zurück in deine Gedankenwelt. Stelle dir vor es wäre früh morgens und die Sonne geht gerade auf. Du bist mit deinem Hund oder Pferd gerade unterwegs. Siehst du wie die einzelnen Sonnenstrahlen durch die Blätter scheinen? Wie durch jede Lücke ein kleiner Lichtkegel auf den Boden fällt? Der Morgentau auf den Blättern, die auf dich herabfallen, bringen dir eine kleine Gänsehaut. Der Boden ist so frisch und so kühl zwischen deinen Zehen. Du spürst richtig wie die Nacht langsam geht und der Tag beginnt. Hörst du die Vögel in den Bäumen über dir? Wie sie alle langsam wach werden? Erst zwitschern sie ganz leise und rascheln ein wenig in den Bäumen. Und je wacher sie sind, ertönt die volle Pracht ihrer Stimme. Hast du den Uhu hinter dir auch gehört? Beobachte dein Umfeld ganz genau. Der Frosch der einen Meter rechts neben deinem Fuß sitz und dich genauso erstaunt anschaut wie du ihn? Hast du den Bach schon gehört? Er ist noch ein wenig entfernt, aber du hörst Ihn immer besser. Das plätschern wenn das Wasser eine Stufe überwindet. Ihr lauft den Weg entlang und beobachtet den Wald und hört hinein. Die Tiere, die Natur wie sie sich bewegt und wie sie morgens duftet. Die Feuchte steigt dir langsam die Nase entlang. Diese angenehme nach Holz duftende Feuchte. Atme ein paar mal tief durch die Nase ein, halte kurz die Luft und atme wieder durch den Mund kräftig aus. Als würde mit jedem Ausatmen ein Balast von dir fallen. Bleibe noch einige Minuten im Wald und beobachte was alles um dich herum passiert….

 

 

 

 

Den Fokus auf Hier und jetzt:

 

 

 

Egal ob Wettkampf oder Tierarzt.

 

 

 

Du stehst kurz vor einem Wettkampf, einer Aufgabe oder einem großen Ereigniss mit deinem Tier. Atme ein paar mal tief! durch. Durch die Nase ein und durch den Mund wieder aus. Als würde der Stress von dir abfallen und der Fokus kommen. Lasse alle Gedanken die nichts mit deinem Hier und Jetzt zu tun haben fallen. Diese bringen dich die nächsten Minuten nicht weiter. Fokussier dich auf die Eigenschaften die du jetzt brauchst. Konzentration, die Verbindung zu deinem Tier, deinen Fokus, deinen Körper, stell dir vor wie es ist, dass zu erreichen, was du gerade erreichen möchtest. Mit diesem Gefühl der Freude und dem Stolz macht ihr euch gleich auf den Weg. Zweifel und Angst haben jetzt keinen Platz in deinen Gedanken, es spielt keine Rolle was alles in letzter Zeit passiert ist. Es ist ein neuer Tag, der neu beschrieben werden möchte. Und zwar nicht mit der Vergangenheit, sonder mit dem Hier und Jetzt. Fühl in dein Tier, sag ihm gedanklich, dass ihr beide es schaffen werdet. Und jetzt volle Konzentration! Los geht’s! Viel Erfolg…

 

 

 

Ich hoffe ich konnte euch mit diesem Blogartikel weiterhelfen und euch fürs meditieren begeistern. Wenn ihr euch noch nicht sicher seid könnt ihr Meditationen mit eurem Tier, bei mir buchen um eine noch tiefere Verbindung zu erfahren. Viele geführte kostenlose Meditationen könnt ihr auf Youtube finden. Klare unbezahlte Empfehlungen sind Laura Seiler, Mojo Di und die Ohrensinsel. Aber auch Veit Lindau, Mady Morrison und Yoga with Adriene sind einfach klasse. Die App Calm kann ich wärmstens empfehlen. Also viel Spaß und falls ihr noch Fragen habt, schreibt sie gerne in die Kommentare. Gerne könnt ihr den Beitrag auch teilen und liken. Danke euch und nun ein schönes Wochenende.