Positiver Einfluss
11. Mai 2022
Was dein Tier mit deinem Lebensstil zu tun hat? Warum es seinen seelische und körperliche Zustand beeinflusst? Und die wichtigste Frage: Wie kannst du das bewusst positiv beeinflussen? Das möchte ich hier aus meiner alltäglichen Erfahrung kurz erzählen. Es sind kleine Situationen mit großer Wirkung. Der Klassiker ist ja lange schon bekannt. Ist der Mensch gestresst, ist meist das Tier gestresst. Klare Lösung: Zeiteinteilung ändern, ehrlich hinterfragen warum es so stressig wird und es entsprechend ändern.
Es gibt aber noch viele weitere Situationen. Vorsicht ab hier wird es sehr direkt! Es gibt verschiedene Faktoren warum wir uns Tiere anschaffen. Schutz, Hilfe, Unterstützung, Statussymbol, Faszination, Anerkennung, Kind- oder Partnerersatz oder auch einfach nur weil wir sie mögen und lieben. Alle oben genannten Punkte können für das Tier positiv, wie auch negativ verlaufen. Ein Partnerersatz kann auf der einen Seite bedeuten, dass es auf Händen getragen wird, alles für ihn getan wird und nichts unversucht bleibt. Die Kehrseite kann aber auch pathologisch verlaufen. Also eine Art krankmachende Liebe. Zuviel und falsches Futter, übergriffige Kuscheleinheiten die das Tier vielleicht gar nicht möchte oder auch krankhafte Vermenschlichungen. Man kann nichts auf dieser Welt verpauschalisieren. Dennoch gehören wir zu einer der ersten Spezies auf dieser Welt, die ihr eigenes Verhalten aktiv hinterfragen können.
Diese Eigenschaft ist so imens wichtig in der Tierhaltung. Für mich ist kaum eine Verletzung nur rein körperlich, nur leider ist dieser Sektor, bei weitem noch nicht zu gut erforscht bzw belegt. Irgendwo fängt fast jede Erkrankung in der Seele an. Klar gibt es den erblichen Faktor oder traumatische Ereignisse. Aber auch dieser hat ja irgendwo seinen Ursprung. Zurück zum eigentlichen Thema. Was können wir also Positives tun, dass wir unser Leben so gestalten, dass es unseren Tieren so richtig gut geht? Als erstes und der wichtigste Punkt, überlegen ob wir uns überhaupt ein neues Tier leisten können. Damit meine ich nicht unbedingt das Geld, sondern auch die Zeit. In den letzten Jahren ist alles noch stressiger und abgehetzter geworden. Ein kleines Beispiel: Alles muss binnen Sekunden erledigt werden. Früher hatte man Tage um einen Brief zu beantworten, heute muss die Mail in wenigen Minuten oder Stunden beantwortet werden. Schon hier haben wir die Wahl. Lassen wir uns stressen oder gehen wir es in einem ruhigen, aber konzentrierten Modus an. Klar manche Dinge müssen schnell gehen aber, ja…., ja was ist, wenn jeder ein wenig langsamer machen würde….
Das Geld ist oft ein Knackpunkt bei der Behandlung. Oft höre ich Sätze wie: Für den TA reicht es diesen Monat nicht, der Sattel geht erst wieder im Herbst, das MRT für den Rücken muss noch warten. Ein paar ernste, aber gut gemeinte Worte an dieser Stelle: Tiere sind zum Großteil in unserer deutschen Welt Luxus. Kaum einer von uns ist auf seine Haustiere/Großtiere angewiesen oder braucht sie aus überlebenswichtigen Gründen. Das nötige Geld muss da sein und immer Verfügbar sein. Klar es kann mal eng werden, es geht auch mal etwas aus dem Ruder, aber mal ehrlich Hand aufs Herz, meist wird zu knapp kalkuliert. Oder auch verschiedenste Ausreden finden. Der Mensch ist absoluter Meister in Ausreden und Ausweichen. Ich habe die letzten Monaten viel mit Besitzern gesprochen und wollte es verstehen. Für mich ist es oft die zu knappe Einschätzung der normalen wie notfallbedingten Ausgaben. Dazu mal ein anderer Beitrag.
Was kann man also noch alles tun, um das tierische Leben positiv zu beeinflussen? Die Haltung aktiv angehen. Steht dein Pferd wirklich am richtigen Ort? Bekommt es alles was SEINEN Bedürfnissen entspricht? Natürlich muss man sich erst ehrlich bewusst machen, was das Tier braucht. Eher Aktivstall oder Offenstall oder Boxenhaltung. Eine Diskussion über dieses Thema bitte ich zu unterlassen. Jedes Pferd ist anders und wir sind mittlerweile weit entfernt von den ursprünglichen Wildarten. Bekommt es genug und das individuell passende Futter und Wasser? Sind alle Artgenossen soweit verträglich und passen vom Energielevel alle zusammen?
Oder bei den Kleintieren: Passen wirklich alle im Rudel gut zusammen, genügend und passende Schlaf- und Rückzugsplätze, ausreichend Futter- und Wasserstellen oder auch die passende Umgebung, bekommt jeder das was er persönlich braucht? An dieser Schraube kann oft sehr gut nachgedreht werden, wenn ich dazu gerufen werde. Oft helfen Meinungen von TA, THP, TP, TPSY, VT etc. Sind immer genügend Wasser- und Schlafstellen vorhanden, bekommt das Tier genügend Bewegung und passt das Futter? All das nimmt wahnsinnig viel Krankheitspotential raus. Mir geht es nicht drum jemanden an den Pranger zu stellen. Ich möchte anregen aktiv und reflektiert darüber nachzudenken, was man noch so alles ändern könnte. Oft verrennt sich der Mensch in Ausflüchte und Ausreden, weil es zu unangenehmen für einen selbst wird. Dennoch haben wir die Verantwortung für unsere Tiere. Was kann man also noch ganz nebenbei machen? Das eigene Mind-Set. Es ist so ein großartiges Werkzeug, dass uns zur Verfügung steht. Und wir nutzen es oft unbewusst viel zu wenig. Was ich genau damit meine? Gedankenhygiene, bewusste Achtsamkeit und Rücksicht dem Tier gegenüber, die eigenen Bedürfnisse und Wünsche bewusst zu machen. Ganz klar auch sich an den positiven Dingen freuen und nicht im Negativen verweilen.
Klar passieren im Leben immer positive wie negative Situationen, das Leben verläuft in Wellen. Hochs und Tiefs kommen uns gehen. Die Frage ist was wir draus machen: Das extremste Beispiel ist der Verlust eines Tieres. Mit dem Tod perse umzugehen ist absolut keine leichte Aufgabe. Es kommen Trigger, der neue Verlust schmerzt, alte Verluste kommen hoch, vielleicht die Angst alleine zu sein etc. All das gehört zum Tod. Es kommt aber darauf an, wie wir damit umgehen. Nehmen wir uns die Zeit zu trauen, Abschied zu nehmen und loszulassen, oder halten wir krampfhaft fest und versinken im ewigen Nichts. Wir sind geprägt von Triggern, Erfahrungen, Gehörtem und auch eigene Einstellungen. Wir vergessen oft, dass wir es in der Hand haben wie wir reagieren. Zwischen einer Aktion im Kopf, auf einen Reiz von außen und der Reaktion unseres Körpers, gibt es einen winzigen Zeitraum. In diesem Zeitraum (wenn man es entsprechend trainiert) können wir selbst entscheiden, wie wir reagieren. Wenn wir es uns bewusst machen, dass es ihn gibt. Simples Beispiel: Der Autofahrer hinter einem Auto fährt drauf. Flippt man aus, lässt seine Emotionen freien Lauf oder atmet durch, schaut ob es allen gut geht und tauscht die Versicherungsdaten aus.
Tierische Situation zum Vergleich: Ein Pferd kann die geforderte Übung nicht ausführen und verweigert. Zwingt man es durch oder hinterfrägt ruhig, tierorientiert wo ein Problem vorliegen könnte und arbeitet daran. Anderes Beispiel: Ein Hund möchte perse nicht gestreichelt werden. Zwingt man ihn, hinterfrägt ob er vielleicht Schmerzen hat, zu wenig Vertrauen oder vielleicht mag er es einfach nicht. Wir haben es mit unseren Gedanken in der Hand. Ein liebevolles und respektvolles miteinander, lässt viele Krankheiten im Keim ersticken. Jeder von uns möchte gehört und geliebt werden. 👍